Vier Jahre nach den Terroranschlägen von Anders Behring Breivik gibt es wieder ein Sommerlager auf der Insel Utøya. Nach dem Attentat ist die Insel im Tyrifjorden, ca. 30 Minuten westlich von Oslo, umfassend umgestaltet worden. Ein Neubau aus Holz und Glas beherbergt nun Küche, Speisesaal, Konferenzräume und Aufenthaltsräume.
Die Cafeteria, in der viele junge Menschen getötet wurden, wurde zu einem
Lernzentrum umgebaut.
Der Raum, in dem sich viele versteckten, soll so erhalten bleiben (mit Einschusslöchern in der Wand). Außen herum ist jedoch ein neues Gebäude entstanden, was auch ein Informationszentrum ist. Dieses Haus besteht aus 69 Säulen, eine für jedes Menschenleben, das bei dem Attentat gestorben ist. Drumherum sind über 400 weitere Säulen für die Opfer, die überlebt haben.
Über einer Lichtung hängt ein Metallring, in dem die Namen der Opfer eingraviert sind. Mehr Offenheit und Demokratie soll die Antwort auf den Anschlag sein. Auch, dass wieder ein Sommerlager auf Utøya stattfindet, soll zeigen, dass Norwegen sich nicht unterkriegen lässt. Für die Jugendorganisation ist es eine große Herausforderung, die richtige Balance zu finden und diesen Ort, der voller schwerer Erinnerungen ist, wieder zu einem Ort der Freude zu machen.
Utøya soll ein weltweites Symbol für Toleranz und Frieden werden. Für die erstmalige Teilnahme nach dem Terroranschlag haben sich 1000 Teilnehmer angemeldet, eine Rekordzahl. Für die Arbeiterpartei soll Utøya von zentraler Bedeutung sein. Schon seit 1950 finden hier die Sommercamps der AUF statt.
Es sind Kinder und Jugendliche, die auf der idyllischen Insel Utøya einen unglaublichen Massenmord erlebt haben. Überlebende erzählen ihre Geschichten.
Er lief mit zwei Freunden in einen Wald, nachdem der Attentäter vor ihren Augen ein junges Mädchen erschossen hatte. Viele Jugendliche versuchten, sich dort zu verstecken.
Nach einer Weile beschlossen sie loszuschwimmen. „Aber ich habe es nicht geschafft, meine Kleidung war "zu schwer“, erzählt er später. Also schwamm er zurück. Er versteckte sich in einer Grotte, bis die Polizei eintraf. Er blieb unverletzt.
Er ist einer der Organisatoren des Sommercamps auf Utøya. „Ich bin etwa 100 Meter geschwommen, und mir ging die Luft langsam aus.“ Also drehte er um und schwamm mit letzter Kraft zurück, direkt in die Arme des Schützen.
Der richtete die Waffe auf Adrians Kopf. „Ich flehte ihn an, nicht abzudrücken, und er tat es nicht“, erzählte er. Später wurde Pracon in seinem Versteck an der Schulter getroffen.
Sie versteckte sich mit Freunden hinter einem Felsen am Wasser. Sehen konnte sie nichts, doch sie hörte, wie der um sich schießende Breivik immer näher kam. „Er schrie und jubelte und gab Siegesrufe von sich“, erinnert sie sich auf der Homepage der Zeitung „Dagbladet“.
Irgendwann stand er auf dem Felsen, hinter dem sich Nicoline versteckte. Sie konnte seinen Atem hören. Trotzdem entdeckte er Nicoline und ihre Freunde nicht. Sie überlebten.
Er wurde von vier Kugeln in einen Arm und beide Beine getroffen , als er vor dem Schützen wegrannte. Er versteckte sich hinter einem Felsen, bis der Täter verhaftet wurde. Vor zwei Jahren war der Asylant aus dem afghanischen Herat nach Norwegen gekommen. „Ich habe viele Gefahren in Afghanistan erlebt. Doch dies war das schlimmste Erlebnis meines Lebens“, sagte er später auf seinem Bett im Krankenhaus.
Ihm wurde ins Bein geschossen. „Ich versteckte mich im Hauptgebäude mit anderen. Er begann, auf uns zu schießen, bis er die Munition wechseln musste“, erzählte sie später Journalisten.
Dann habe sie sich tot gestellt. Eine Stunde lang blieb sie zwischen den Leichen der anderen liegen, während der Täter draußen weiter schoss. Erst als die Polizei da war, kam sie heraus. Viele ihrer Freunde wurden getötet, doch ihre kleine Schwester Frida überlebte unverletzt.
Als die Schüsse anfingen, versteckte sich Prableen Kaur (17) hinter einer Mauer. Von dort rief er seine Eltern an und sagte ihnen, dass er sie liebe. Als die Schüsse näherkamen, stellte sich Kaur tot. Eine Stunde lang lag er regungslos hinter den Leichen zweier Mädchen.
Dann beschloss er zu schwimmen. Als ihn die Kräfte verließen, warf ihm jemand von einem Boot eine Schwimmweste zu. „Ich hatte einen Schutzengel“, schreibt er später in ihrem Blog.
Sie ist eine der Vorsitzenden der Jugendorganisation der Arbeiterpartei. Sie war zum ersten Mal auf Utøya. Ihr letztes Lebenszeichen kam am Freitag um 18 Uhr, als sie beim norwegischen Sender NRK anrief.
Sie sagte, dass sie sich mit 19 anderen Jugendlichen am Ufer der Insel verstecken würde und: „Wir reden leise, damit uns niemand hört.“ Dann soll sie versucht haben wegzuschwimmen. Seitdem gilt sie als vermisst.
Die ehemalige norwegische Premierministerin entging nur knapp dem Tod. Laut der Zeitung „Aftenposten“ hat Breivik gestanden, dass Brundtland das Hauptziel seines Angriffs auf die Insel war.
Brundtland war am Freitagmittag auf der Insel zu Besuch gewesen, zum Zeitpunkt des Angriffs jedoch schon wieder auf dem Festland. Die Sozialdemokratin war von 1998 bis 2003 Leiterin der Weltgesundheitsorganisation.